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Wanderfahrt Mirow

Donnerstag, 09.05.:                   38 km

Wangnitzsee -> Obere Havel -> Ahrensberg -> Obere Havel -> Schleuse Wesenberg -> Woblitzsee -> Obere Havel -> Großer Labussee -> Wende & zurück!

Freitag, 10.05.:                            26 km

Wangnitzsee -> Großer Priepertsee -> Priepert -> Ellbogensee -> Ziernsee -> Menowsee -> Obere Havel -> Steinförde -> Pause, Eiskrem, Wende & zurück!

Samstag, 11.05.:                          20 km

Wangnitzsee -> Obere Havel -> Drewensee bis See-Ende im Osten -> Wende & zurück -> Pause in Ahrensberg mit Fischbrötchen

Mit dem Wesermarathon noch in den Knochen ging es am 08.05. los nach Mirow. Von vornerein war klar: Mirow ist voll und Rudern ist begehrt, die Boote liegen statt am Ruderclub in Mirow auf einem Campingplatz in Düsterförde. Trotzdem verlief die Fahrt im geliehenen Bulli mit Hermann als Fahrer, auf der die Zeit mit Diskussionen über Weltpolitik und gezielt gewählten Gegenthemen vertrieben wurde, ruhig und flüssig. Auch der PKW ohne und der PKW mit Bootsanhänger kamen heile in Mirow an, wo sie von Knut herzlich in Empfang genommen wurden.

Nach einer Pause im Café am See folgte die Zimmereinteilung und das Einchecken in den Mecklenburger Hof und die Alte Schlossbrauerei. Am Abend kehrte die Gruppe für ein gemeinsames Abendessen in die Schlossbrauerei ein und stellte sehr schnell fest, dass es in Mirow zu viele Mücken auf zu wenig Anti-Brumm gibt.

Am Morgen des 09.05. ging es mit der 7-8-9 Regel aus dem Bett, zum Frühstück, und los zum Rudern. Beim Frühstück im Mecklenburger Hof ergab sich schnell, dass eine Kaffeemaschine auf zwei Frühstücksräume voller frühaufstehender Ruderer nicht genug ist. Nachdem nun Koffein erkämpft wurde, musste außerdem erst ausdiskutiert werden, ob man Käse mit oder ohne Marmelade isst. Ein Kompromiss kam nicht in Frage.

An der Alten Schlossbrauerei sammelte sich schließlich die Gruppe, um mit sämtlichen Fahrzeugen zu den Booten nach Düsterförde zu fahren. Hier stellte sich zum ersten Mal die Frage „Wo ist Andrea?“. Zwei weitere Wanderfahrer verschwanden bei der Suche, ließen sich aber rechtzeitig für die Sortierung in die Fahrzeuge wieder auffinden.

Am Campingplatz in Düsterförde wartete Dominik auf die Wanderfahrer, der sowohl mit drei schweren geliehenen Vierern als auch mit Paddelhaken und Wissen über Düsterförde dienen konnte. Die Boote wurden beladen, und man brauchte trotz Dominiks Einschätzung, dass vier bis fünf Leute pro Boot reichen sollten, bis zu fünfzehn Ruderer pro Boot, um Boot und Wasser und Steg ohne Unfälle vereinen zu können.

Zum ersten Mal auf dem Wangnitzsee, machte sich gleich beim Warten auf die anderen Boote die Aufregung über eine neue Ruderumgebung bemerkbar. Ein Ruderer machte mit der Frage „Ist das ein Seeadler?“ auf einen Vogel am Himmel aufmerksam, woraufhin die gesamte Mannschaft mit in den Nacken gelegten Köpfen in den Himmel starrte, bis festgestellt wurde, dass ohne Dietmar an Bord diese Frage nicht zu beantworten war. „Ist halt ein Vogel,“ stellte Kathrin schließlich fest, womit sich die Mannschaft zufriedengab.

Mit vier Booten im Wasser und der Ansage „Wir fahren erstmal 4 km da lang!“ ging es los über den Wangnitzsee, vorbei an Hausbooten und Motorbooten und Partybooten in Richtung Obere Havel. Zwischen Seerosenteppichen und reich begrünten Ufern wurde schnell klar, dass am Vatertag das Wasser gut besucht ist, und nicht nur von Ruderern, die die Natur genießen wollen. Das Wetter bot sich hierfür perfekt an, unter strahlendem Sonnenschein ging es aus dem Kanal in den nächsten See, gesäumt von langen Gräsern und kleinen Hütten und Häusern am Wasser.

Nach der Schleuse wurden die Ruderer zum ersten Mal unruhig mit der Frage, wann es denn endlich die versprochene Pause geben würde. Antwort: In 4 km. Die 4 km streckten sich dann doch sehr bis in den großen Labussee, sodass bei der Rückfahrt die Boote recht ruhig unterwegs und die Wanderfahrer skeptisch waren, ob es sich wirklich nur noch um 4 km bis zum Steg handelt.

Dieses Abenteuer führte später zu folgender Feststellung von Dietmar: „Die Mannschaft im Unwissen zu lassen hat Vorteile!“. Es bleibt unerforscht, ob die Mannschaft dieser Hypothese zustimmt.

Zum Abendessen wurde sich im Mecklenburger Hof getroffen, wo Eindrücke verarbeitet und Fotos ausgetauscht wurden. Ramona und Anke wiesen auf die von der Wasserschutzpolizei konfiszierten Boote im Mirower Hafen hin, die ihre 4 km wohl nicht ordnungsgemäß gefahren waren, während Willi und Susanne sich Sorgen um die Anzahl der bereitgestellten Servietten machten. „Die sind knapp.“ meinte Willi – „Abgezählt!“ entgegnete Susanne. Trotzdem waren sich alle einig, dass sich der Tag gelohnt hat.

Am nächsten Morgen fiel das Frühstück dementsprechend ruhiger aus, der Kampf um fehlenden Käse und die Kaffeemaschine im Mecklenburger Hof spitzte sich trotz einer sehr animierten Erklärung von Anja zu – nicht ganz klar worüber, wahrscheinlich irgendwo zwischen Muskelkater und 4 km, auf Nachfrage erklärte sie „Und dann die Bewegung bewegt sich!“ Aber nach genügend Koffein machte sich dann wieder Vorfreude auf die Erkundung der Seen und der umliegenden Landschaft bemerkbar.

Zurück in Düsterförde wurde eine Diskussion über die Durchschnittsalter in den Booten, die Reinhild am Vorabend tüchtig eingeteilt hatte, angeregt – mit Ergebnissen zwischen 37 und nördlich der 50. „Weit nördlich,“ merkte Knut an. Nach Verteilung von Anti-Brumm, da sich am Vortag ergeben hatte, dass die Mücken Jürgen sehr gern haben aber Jürgen diese Gefühle nicht erwidert, ging es zurück aufs Wasser, diesmal mit Kurs Richtung Süden und einem Versprechen von Eiskrem in der Pause.

Die Sonne stand wieder hoch am Himmel und die Ruderer waren motiviert, die 4 km bis zur Eisdiele zu genießen. Das satte Grün der Natur um die Seen und Kanäle herum machte das einfach; es gab viel zu sehen, von Libellenpaaren, die auf Philipps T-Shirt eine Mitfahrgelegenheit suchten bis hin zu alten Bäumen, die ins Wasser ragten, und bunt bemalten Bootsschuppen, die bei einigen Ruderern Erinnerungen hervorriefen.

Auf dem Ellbogensee war das Wasser – obwohl Vatertag vorbei war – gut besucht: Kanuten formten bunte Inseln überdacht mit Sonnenschirmen und selbstgebauten Sonnensegeln, die als farbenfrohe Pracht unter dem blauen Himmel das Wetter genossen, Kinder nutzten ins Wasser ragende Bäume als Sprungbretter und Stand-Up Paddler genossen die Wärme in Ufernähe. Bei den Wanderfahrern war schnell klar, so ein Sonnensegel am Ruderboot anzubringen wäre auch eine super Idee.

In Steinförde gab es die versprochene Eiskrem und eine Pause am Rand einer Campingwiese, wo die Ruderer den Schatten ausnutzten, obwohl sich auch hier die Mücken als ungnädig erwiesen. Auf dem Rückweg gab es eine Impromptu Trainingseinheit darüber, wie man herannahenden Wellen mit dem Ruderboot am besten ausweicht, da eine Gruppe Motorboote anscheinend während der Einweisung in die See- und Schifffahrtsstraßenordnung geschlafen hatte, aber alle Ruderboote kamen heile und zufrieden wieder in Düsterförde an.

Auf der Rückfahrt im Bulli wurde allerdings Mirow verlegt, sodass Frank und Andrea auf den Vordersitzen in angeregte Diskussion verfielen, wo es lang geht. Kathrin, auf dem Sitz zwischen den beiden aber an der Diskussion unbeteiligt, versuchte schließlich mit „Kinder, streitet euch nicht!“ das Thema zu beenden, und prompt lehnte sich Hermann von der Rückbank nach vorne und fragte „Wann sind wir da?“ „Hört halt eine Kassette!“ meldete sich Susanne von den hinteren Sitzen.

Nachdem alle Autos es zurück nach Mirow geschafft und die Wanderfahrer sich zwischen Dusche, Pause, und einem sehr enttäuschenden dänischen Netto verteilt hatten, stellte sich im Gruppenchat die Frage „Andrea, wo bist du?“, aber auch diesmal wurde sie rechtzeitig zum Abendessen wieder gefunden.

Beim Essen wurde von Ruderern, die zum ersten Mal mit auf Wanderfahrt waren, auf die Frage, wie es denn wäre, kleinlaut festgestellt, dass man auf Wanderfahrten doch erstaunlich wenig schläft. Die erfahrenen Wanderfahrer stimmten zu, waren sich aber einig, dass das Rudererlebnis das wieder wett macht. Fazit: Definitiv korrekt.

Beim dritten Frühstück am 11.05. fiel das Thema auf den Bulli, mit dem die Gruppe seit drei Tagen unterwegs war, was Hermann zu der entgeisterten Frage „Wie, der Bulli ist blau?!“ führte. Es stellte sich heraus, dass auch nach drei Tagen mit je zwei Fahrten im Bulli die Gruppe dessen Farbe nicht abgespeichert hatte, Vorschläge beliefen sich auf blau, schwarz, vielleicht auch grau, aber dunkelgrau. Er war blau.

In Düsterförde wurde Reinhilds Bootseinteilung wie an jedem Morgen widerstandslos akzeptiert, aber es stellte sich die Frage, wie weit an diesem Tag gerudert werden soll. Hieraufhin Dietmar und Knut selbstbewusst: „4 km!“. Auch für diese 4 km zeigte sich das Wetter von seiner besten Seite, sodass die Gruppe den Weg zu einem hübschen älteren Haus zwischen Seerosenblättern und wehendem Schilf problemlos erkunden konnte. Nah am Wasser gelegen und optisch eindrucksvoll erhob sich das Haus neben dem See, was Marc sofort dazu verleitete, es als Bootshaus umbauen zu wollen. „Da passt dann auch ein Trainingsraum rein, mit Schwimmbad!“ ergänzte Alex.

Auch an diesem Tag hatten die Wanderfahrer Spaß, Fahnen wurden gestohlen und hart erkämpfte Wasserpistolen zur Abwehr eingesetzt, aber auch Boote ohne Wasserpistole wussten sich schnell gegen drohende Fahnendiebe zu verteidigen, indem sie die Messbecher, ursprünglich für das Ausschöpfen der Boote gedacht, als Waffe umfunktionierten.

Am Ende des Drewensees fanden die Wanderfahrer eine Ausbuchtung am See, versteckt hinter hochgewachsenem Schilf. Gesäumt von Campinghütten ausgestattet mit über das Wasser schauenden Terrassen lag dieser kleine, quasi private See zwischen grünen Bäumen und ringsum gewachsenem Grün, das für eine warme Art von Ruhe sorgte, um die die Wanderfahrer die Camper doch beneideten.

Bei der Pause an der Fischbude mochten alle Ruderer leckere Fischbrötchen, aber das Fischbrötchen mochte Reinhild nicht. Wieder auf dem Wasser klingelte Marcs Handy. „Das klingelt nur, wenn irgendwas mit den Booten ist,“ befürchtete Marc, und er hatte recht. „Wir sind ADBC! Allgemeiner Deutscher Boot Club!“ erklärte er mit seiner passend gelben Kappe, als sich sein Boot auf den Weg zur Unfallstelle machte. Seine Mannschaft zeigte sich dieser Einschätzung gegenüber skeptisch, „Klingt mehr wie Legasthenie als nach Rettung.“ So kamen am dritten Tag nur noch drei Boote vom Wasser aus wieder in Düsterförde an, während die Mannschaft des vierten Boots im Wald auf den Bootsanhänger wartete, und dabei von Mücken gefressen wurde. „Das war wie Männerballett,“ erzählten später mehrere Mannschaftsmitglieder, „Willi und Jürgen und Knut waren noch hinten und haben das Boot am Hänger festgemacht, und dann ging es immer: Ziehen an einem Gurt und dann kamen wieder die Hüte ab und oben, unten, links, rechts wurden Mücken geschlagen und Beine hoch und Arme raus, und dann wieder an den Gurten, und dann fingen sie wieder an zu hüpfen!“

Hierdurch wurden also große Sammlungen an Mückenstichen zu den Trophäen hinzugefügt, die sich bisher auf Hermanns sockenförmigen Sonnenbrand, zu dem er stolz die passenden knallroten Socken „für den Farbverlauf!“ trug, neue Redewendungen wie „Du hast da Schmier am Mund auf Steuerbord“, und die Sichtung eines tatsächlichen (von Dietmar identifizierten) Seeadlers beliefen.

Nach einer von Dominik geführten Besichtigung des alten Bahnhofs in Düsterförde fanden sich die Wanderfahrer auch am letzten Abend wieder im Mecklenburger Hof, hungrig und müde, was zu Willis Aussage führte, dass es am letzten Abend auch Essen gegeben hätte, wenn Hermann nicht eine Stunde mit seiner Menükarte diskutiert hätte. Hermann bestellte dann schließlich Spargel Bolognese. Für das Rezept bei Interesse bitte an Susanne wenden.

Zwischen Wein, gutem Essen und müden Blicken fing Dietmar dann spät am letzten Abend an, naturwissenschaftlich hochkomplizierte Fragen zu stellen, so wie „Wenn du 1 ½ Heringe für 15 Cent kaufen kannst, wie viele Heringe bekommst du für 1 €?“. Es würde manch einen überraschen, wie lange 19 müde Ruderer brauchten, um hierfür fünf Antworten zu finden, und sich dann halbwegs auf eine zu einigen. Schließlich ging es dann ein letztes Mal im Hotel ins Bett, und das ganz ohne Gute Nacht Lieder.

Am Tag der Abfahrt war die bewährte 7-8-9 Regel dann entschieden unbeliebt, wurde aber von allen brav befolgt. An der Alten Schlossbrauerei wurden Ruderer und Gepäck für den Bulli gesammelt, bis sich ein letztes Mal die Frage stellte „Weiß jemand, wo Andrea ist?“. Mit der Antwort „Ich bin hier!“ ging es dann zurück nach Hause.

Am Ende waren sich alle einig – es war eine sehr schöne Wanderfahrt, gefehlt hätte wirklich nur noch ein Eisvogel.

Vielen Dank für die Organisation!