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Wanderfahrt Mölln-Lübeck-Ratzeburg

1. Tag, Freitag

Am frühen Freitagmorgen, die Sonne schien erwartungsvoll vom Horizont, trafen sich die Ruderwanderfahrer abfahrtbereit am Bootshaus am Schiedersee. Jede Menge Gepäck und gute Laune warteten auf den aus Pyrmont kommenden Reisebulli. Lange war die Fahrt geplant und nun konnte es endlich losgehen. Parallel zur Schiederaner Reisegruppe hatte sich bereits früh ein weiterer Teil der Reisegesellschaft in einem zweiten Bulli auf den Weg gemacht. Unser gemeinsames Ziel war die Unterkunft für die nächsten Tage, das Schullandheim Lankau in der Nähe der Eulenspiegelstadt Mölln, im Norden zwischen Hamburg und Lübeck gelegen.

Zu unserer Freude mussten wir für diese Fahrt keine Ruderboote verladen, warteten diese doch als Leihgabe beim Möllner Ruder-Club bereits auf uns. Schnell war das Gepäck verstaut und nachdem alle ihren Lieblingsplatz im Fahrzeug ergattert hatten, ging es mit Reinhild am Steuer los. Die A2 konnte kommen…

Die Fahrt verlief wie im Fluge und nahezu staufrei. Mit viel Gesprächsstoff, einem Pausenstopp sowie einigen Häppchen zur Stärkung, näherten wir uns unserem Reiseziel. Bald ließen wir Hamburg hinter uns und eine knappe Stunde später erreichten wir den Ort Lankau. Noch zweimal blinken und wir fuhren auf einem breitgeschotterten Waldweg zum außerorts gelegenen Schullandheim. Nach kurzer Fahrt lichteten sich die Bäume und der Wagen rollte auf den Parkplatz. Vor uns lag idyllisch zwischen Wiesen und Wälder unmittelbar am Elbe-Lübeck-Kanal, das in rot-weiß gehaltene Schullandheim. Bei unserer Ankunft begrüßten uns die Mitfahrer des bereits vor uns angekommenen Bulli. Für unseren Ruderclub waren im Schullandheim die Schlafräume des unteren Flurbereichs bestimmt. Sogleich verteilten wir uns auf die vorhandenen Zimmer, wobei das größte zum „Frauenzimmer“ ernannt wurde.

Nach dem Auspacken und einer kurzen Besichtigung der Umgebung ging es wieder zurück zu den Fahrzeugen, es erwartete uns im nahen Mölln noch die Bootsübergabe. Nach kurzer Anfahrt in Mölln eintreffend, begrüßten uns Jörg und Gisela vom Möllner Ruder-Club. Das Bootshaus lag direkt am Ziegelsee, es wehte uns eine erfrischende Brise entgegen. Neugierig sahen wir uns in den Bootshallen um und schauten nach den für uns bestimmten Booten. Der Möllner Ruder-Club hatte zwei Boote für die bevorstehende Wanderfahrt bereitgestellt. Dies waren ein respektabler Doppelachter(!) sowie ein Doppelvierer. Während wir die Boote fertigmachten, hatte sich gänzlich unerwartet ein Gewitter für die nächste Stunde angekündigt. Schafften wir vor dem Unwetter wohl noch die vorgesehene Fahrt über den See und den Kanal zu unserer Unterkunft oder mussten wir die Boote sicherheitshalber für den nächsten Tag in Mölln zurücklassen? Als die Entscheidung fiel, ließen wir die Boote zu Wasser und schnell war der Doppelachter zur Abfahrt bereit. Zuversichtlich ging’s mit den ersten kräftigen Ruderschlägen über den windigen Ziegelsee in Richtung des nahen Kanals. Der Vierer sollte zeitnah nachkommen, sobald Phillip als letzter Anreisender mit der Bahn in Mölln eingetroffen war.

Die Wetterlage meinte es gut mit uns und nach kurzer Eingewöhnung an das große Boot, gelangten wir wohlbehalten über den Elbe-Lübeck-Kanal nach Lankau. Das Schullandheims verfügte praktischerweise über einen großzügigen Steg, an dem wir problemlos anlegen konnten. Das zweite Ruderboot folgte zusammen mit dem inzwischen eingetroffenen Philipp kurze Zeit später nach. Wir zogen beide Boote auf die nahe Wiese und verstauten das Ruderzubehör.

Die weitere Planung sah für den Abend ein zünftiges Grillen vor. Die erforderlichen Zutaten hatte die heute zuerst angereiste Bulligruppe eingekauft. Zu unserem Verdruss mussten wir uns mit dem Grillen zunächst noch etwas gedulden, denn nun traf der angekündigte Regen ein. Als es nach dem Schauer wieder aufhellte, gab es kein Halten mehr und Jürgen und Reinhild erweckten am Grillplatz die mitgebrachte Holzkohle zum Leben. Nach Überwindung anfänglicher Startschwierigkeiten und mit tatkräftiger Unterstützung eines benachbarten Holzstapels, ließen wir es uns schmecken. Verschiedene Sorten Grillwürstchen und knusprige Hähnchenkeulen, dazu reichlich Salate und Getränke sorgten dafür, dass wir alle satt wurden. Mit dem rauschenden Wind in den Bäumen ließen wir den schönen Abend im Feuerschein ausklingen.

2. Tag, Samstag

Viel zu schnell war die erste Nacht vorbei und nach einer belebenden Dusche, einem Spaziergang zu den Booten oder einem Qigong mit Susanne, zog es uns in den vorbereiteten Frühstücksraum.

Nach dem ausgiebigen Frühstück versammelten wir uns gestärkt am Steg und bereit für die erste Ruderetappe. Die Tagesstrecke, so sah die Planung vor, sollte uns auf dem Elbe-Lübeck-Kanal bis zur Hansestadt Lübeck führen. So trugen wir nach erfolgter Einteilung sogleich die Boote in den Kanal, stiegen ein und legten gut gelaunt ab. Die frische Luft und das leise Plätschern des Wassers versprachen einen angenehmen Tag auf dem Gewässer. So legten wir die Kilometer auf dem sonnigen Kanal zurück, umsäumt von Schilf und Bäumen. Fröhliche Gespräche zeugten von guter Stimmung und mit jedem Ruderschlag genossen wir unsere schöne Umgebung. Schnell  war der Alltag verblasst.

Die sechs Schleusen entlang des Kanals waren kleine Abenteuer für sich. Wir mussten mit unseren Booten anlegen und sie durch die Schleusenkammer manövrieren. Es war immer ein bisschen aufregend, den Wasserstand langsam sinken zu sehen, ebenso wenn sich das Tor wieder öffnete und uns den Weg in den nächsten Abschnitt des Kanals freigab. Diese Unterbrechungen waren willkommene Pausen vom Rudern und neugierig nahmen wir dabei alles in Augenschein. Ein besonderes Highlight bei der Schleusenausfahrt war das von Reinhard lautstark angestimmte „Dreifach hipp, hipp, hurra“, als ein Dankeschön an die Schleusenwärter. Die Schleusenkammer wirkte hierbei als Verstärker, so dass es laut von den Wänden widerschallte und sich die Schleusenwärter sogleich freudig bedankten.

So ging es gut voran und kurz vor der letzten der sechs Schleusen suchten wir nach der im mitgeführten Kartenwerk gekennzeichneten Anlegestelle. Nach Stunden des Ruderns war es Zeit für eine Pause und wir wollten uns gerne etwas die Beine vertreten. Eine Uferstelle erschien passend und zum Anlegen geeignet. Tatsächlich gestaltete sich das Festmachen jedoch schwieriger als gedacht. Etwas mühsam fand zuerst der Achter einen Platz. Der verbliebene Uferbereich war zu knapp und so ruderte der Vierer, nach einer Alternative suchend, langsam weiter. Die Achtermannschaft kämpfte sich indes aus dem Boot am erhöhten buschigen Ufer hinauf. Sie wurde dafür am nahegelegen Kiosk mit einer ausgiebigen Kaffee- und Imbisspause entschädigt. Leider fiel der nachfolgende Wiedereinstieg ins Boot wieder ebenso mühevoll aus.

Schnell fanden die beiden Boote wieder zusammen und nach der letzten Schleuse näherten wir uns gemeinsam dem heutigen Etappenziel Lübeck. Die Türme des Lübecker Doms kamen in Sichtweite und wir passierten die Mündung der Trave. Die Ufer des Lübecker Kanals waren gesäumt von alten Backsteinbauten, die von der langen Geschichte der Stadt erzählten. Nach Stunden auf dem Wasser lag die Hansestadt Lübeck vor uns, von vielen Menschen belebt, in der Sonne strahlend und einladend.

Mit unseren Booten umfuhren wir rundumschauend auf dem inneren Kanal die Altstadt, fotografierten die historischen Gebäude, das Holstentor und die Schiffe im Lübecker Hafen. Überall saßen die Leute in sonnigen Cafés oder gingen spazieren. Auf dem Wasser herrschte ein reges Treiben. Welch ein Kontrast diese geschäftige Atmosphäre der Stadt zu der ruhigen Welt des Kanals, aus dem wir eben gekommen waren.

Schließlich erreichten wir nach mehr als  sechs Stunden Wanderfahrt unser heutiges Ziel, das Vereinsgelände der Lübecker Rudergesellschaft, direkt gegenüber der Altstadt am Kanal gelegen. Erwartet wurden wir von Jens, dem Bootswart der Rudergesellschaft. Schnell stellten wir fest, dass er neben seiner Kompetenz als Bootswart und Ortskenner, der ideale Gesprächspartner fürs Fachsimpeln war. Er ließ sich gern in entsprechende Gespräche vertiefen. Am Rudersteg zogen wir unsere Boote aus dem Wasser und lagerten diese auf der Grünfläche direkt vor dem Bootshaus. Mit dem langen Ruderachter mussten wir etwas rangieren, aber am Ende hatten wir alles gut und sicher verstaut.

Zu unserer großen Freude konnten wir anschließend im Bootshaus duschen und uns umziehen. Die Erfrischung tat allen gut, denn die Sonne sorgte am Nachmittag mit gut 30 Grad für eine angenehme Atmosphäre. Jetzt fehlte nur noch ein Kaffee oder ein kühles Getränk. Unsere Sehnsüchte wurden mit Blick auf das kleine nette Lokal direkt beim Bootshaus erfüllt. Wie magisch angezogen fanden wir uns nach und nach alle dort ein. Auch die ausliegende Speisekarte machte auf uns einen sehr vielversprechenden Eindruck. Wir beschlossen das gemeinsame Abendessen hier am Lübecker Kanal einzunehmen. Direkt am Wasser gelegen, dazu die langsam untergehende Sonne und eine fröhliche Stimmung, da war es nahezu ausgeschlossen, woanders noch etwas annähernd Vergleichbares zu finden.

Nach einem guten und ausgiebigen Essen lud der laue Sommerabend zu einem Spaziergang durch die Lübecker Altstadt. Dazu belohnten wir  uns mit einem leckeren Eis aus einer netten Eisdiele in der Innenstadt. Gut gelaunt passierten wir auf unserem Weg zum Bahnhof das alte Rathaus und durchschritten das berühmte Lübecker Holstentor. Fotos füllten dabei stetig unsere Handyspeicher.

Am Bahnhof angekommen, galt es nun dem Fahrkartenautomaten den passenden Tarif für unsere Zugfahrt nach Mölln zu entlocken. Dort parkten die gestern zurückgelassenen Fahrzeuge für die Weiterfahrt zum Schullandheim in Lankau. Willi, Jürgen und Reinhard lösten das Rätsel um die Fahrtkarten nach eingehendem Tarif-Studium und Abwägung aller Möglichkeiten mit Bravour. So positiv gestimmt zogen wir weiter zum Bahnsteig 5. Unverhofft wartete hier eine weitere Aufgabe auf uns. Jürgen, einer unserer beiden Fahrer, hatte am frühen Morgen im Hin und Her des Aufbruchs seinen Bullischlüssel im Schullandheim zurückgelassen. Demnach war nur einer der beiden in Mölln stehende Bullis für die Rückfahrt nach Lankau nutzbar. Für den anderen fehlte der Schlüssel und wir passten nicht in einen Wagen. Aber eine Lösung des Problems zeichnete sich schnell ab. Nach der Bahnfahrt in Mölln angekommen, fuhr ein Teil der Gruppe mit dem fahrbereiten Bulli wie vorgesehen nach Lankau. Die übrige Mannschaft und der schlüssellose Bulli sollten nach der anschließenden Rückkehr abgeholt werden. Während die eine Gruppe rasch davonfuhr, nutzten die in Mölln Verbliebenen die Gelegenheit, das nahegelegene Möllner Altstadtfest zu erkunden. Jedoch war die dortige Partyzone trotz guter Stimmung nicht sehr überzeugend. Die letzten langen Warteminuten  wurden sitzend auf der Bordsteinkante des Parkplatzes am Rande der Altstadt verbracht. Bald wurden sie von den Bulli-Rückkehrer Jürgen und Reinhard erlöst und von ihnen zur Mitfahrt eingeladen.

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Im Schullandheim endlich angekommen, wurde es schnell ruhig auf den Stuben. Ein aufregender Ruderwandertag fand in unseren Träumen sein Ende. 

3. Tag, Sonntag

Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht ähnelte sich das am Vortag bereits bewährte Ritual: Aufstehen, Duschen, Spaziergang oder Qigong, danach leckeres Frühstück und schließlich den Day-Pack zum Aufbruch schnüren. 

Die heutige Logistikplanung war etwas aufwendiger. So sollte ein Teil der Rudergesellschaft zunächst mit einem der beiden Bullis nach Ratzeburg zum Bahnhof fahren. Dann von dort aus den nächsten Zug nach Lübeck nehmen. Vom dortigen Bahnhof ein Fußweg durch die Stadt zur Rudergesellschaft zu unseren Booten. Die zweite Gruppe sollte zunächst in Mölln einen Bootsanhänger abholen und mit diesem ebenfalls nach Ratzeburg fahren. Von dort mit dem nächsten Zug nach Lübeck fahren. Beide Bullis mit Anhänger sollten so in Ratzeburg für den Nachmittag bereit stehen. Die Stadt war die Endstation unserer heutigen Ruderfahrt. Diese führte von Lübeck, entlang der Wakenitz und weiter über den Ratzeburger See, bis zur Ruderakademie des Deutschen Ruderverbands. Die Wakenitz verbindet Lübeck mit dem Ratzeburger See.

Sogleich ging es los und die erste Gruppe erreichte wie vorgesehen den Bahnhof in Ratzeburg. Während die einen noch dem Fahrkartenautomaten um die Tickets erleichterten, brachten Reinhild und Marc schnell den Bulli zum nahegelegenen Ruderverband am Ratzeburger See. Das ersparte uns Wegzeiten für den  Nachmittag. Unser Zug nach Lübeck fuhr langsam in den Bahnhof ein und wir warfen uns schon fragende Blicke zu. Schafften es Reinhild und Marc noch rechtzeitig? Aber es ging nochmal alles gut und atemlos erreichten die beiden den schon abfahrtbereiten Zug. Alle waren sehr erleichtert!

In Lübeck angekommen liefen wir auf dem kürzesten Weg durch die Altstadt zurück zur Rudergesellschaft. Dort bereiteten wir bis zum Eintreffen der zweiten Gruppe, soweit wie möglich, alles für die bevorstehende Ruderetappe vor. Aufgrund der fehlenden Kanalverbindung war es nicht möglich, mit den Booten auf dem Wasserweg vom Bootshaus direkt in die Wakenitz zu rudern. Daher mussten wir die Boote zunächst ca. 200m über den Landweg zum sogenannten Wakenitz – Zuleitungskanal tragen, um sie dort ins Wasser zu lassen. In einem großen Kraftakt der gesamten Mannschaft schaffte auch unser Ruderachter den Transfer. Nachdem diese Hürde genommen war und die Bootsplätze verteilt, konnten wir losrudern. Die Köpfe gesenkt, fuhren wir unter tiefen Brücken hindurch in die nahe Wakenitz, welche bei Lübeck einen großen See bildet. Von dort folgten wir weiter deren Verlauf. Aber was war denn hier los? Ganz unerwartet trafen wir auf ein sportlichen Ereignis, den diesjährigen WakenitzMan. Die Teilnehmer schwammen dabei auf Zeit und legten Stecken zwischen 2,3 bis 14 Kilometer auf der Wakenitz mit dem Ziel Lübeck zurück. Wir staunten über die uns entgegenkommende unendliche Reihe von Schwimmern und ihren Begleitbooten.

Nach einem Moment der Orientierung nutzten wir eine Lücke und legten unseren Weg fort. Auf der Fahrt bestaunten wir die rechts und links an den Ufern liegenden schönen Häuser und Villen, davor gepflegte Parks oder Gärten direkt am Wasser. Hier möchte man bestimmt gerne wohnen.  

Wir bewegten uns mit den Booten entlang der See/-Flusslandschaft und durch eine unscheinbare Abzweigung ruderten wir schließlich tiefer in die Wakenitz hinein. Die Atmosphäre wurde eine ganz besondere. Die Wakenitz, auch Amazonas des Nordens genannt, empfing uns mit einem schmalen, von dichtem Grün gesäumten Wasserlauf. Die Ufer waren mit hohen Bäumen und dichtem Unterholz bewachsen. Die Sonne warf ihre Schatten. Wir tauchten unsere Ruder ins ruhige Wasser und folgten dem Verlauf des Flusses.

Nach einer Weile des Ruderns eröffnete sich am Schiffsanleger Müggenbusch eine erste Möglichkeit für eine kleine Pause. Im Vierer fuhren zunächst Kathrin, Jürgen, Alex, Marc und Frank in die kleine bewaldete Bucht neben dem Schiffsanleger. Sie stellten schnell fest, dass ein Anlegen auch hier nicht so einfach war. Sie konnten jedoch an einer geeignet erscheinenden Stelle festmachen und aussteigen. Der Doppelachter hatte in der schmalen Bucht keine Chance und ruderte auf der Suche nach einem anderen Rastplatz langsam weiter.

Der Schiffsanleger und die kleine Bucht waren offensichtlich sehr beliebt. Im nahe gelegenen Gasthaus feierte gerade eine Hochzeitsgesellschaft. Die wunderschöne Naturkulisse diente dem Brautpaar dabei als Fotomotiv. 

Nach einem kurzen Landgang sollte weitergerudert werden. Doch welches Unglück, so drückte beim Einsteigen das Bootsheck auf einen unter der Wasseroberfläche verborgenen Stein. Sofort lief Wasser ins Boot und alle mussten wieder aussteigen. Was war zu tun? Zunächst wurde das Boot erst einmal an Land gezogen und der Schaden genauer untersucht. Marc meinte aus seiner Erfahrung, das Leck ließe sich mit einem speziellen Klebeband sicher abdichten. Es wurde eine telefonische Verbindung zum Achter aufgenommen, führte dieser doch das notwendige Reparaturset mit sich. Dann hieß es zunächst abzuwarten.

Nach einer Weile näherte sich aus der Ferne ein eisvogelblaues Kanu. War das wohl unser sehnsüchtig erwartetes Reparaturset? Zu unserer Freude hatte sich eine hilfsbereite Kanufahrerin angeboten das Set zu überbringen. Während wir uns noch herzlich bei ihr bedankten, besserte Marc bereits fachmännisch die undichte Stelle im Boot aus. Danach wurde es zu Wasser gelassen und alle stiegen wieder vorsichtig ein. Hurra, das Zauberband hielt dicht und wir alle waren erleichtert. Es konnte weiter gehen. Wo waren die anderen mit ihrem Ruderboot? Ein kurzer Anruf stellte klar, dass sie im Fluss voraus warteten. Welch ein Abenteuer!

Im weiteren Flussverlauf veränderte sich die Landschaft allmählich. Die dichten Wälder wichen den ersten weiten Wiesen und offenen Feldern. Die Wakenitz wurde etwas breiter, bevor sie schließlich im Ratzeburger See endete. Kurz vor dem See gab es ein Wiedersehen unserer beiden Boote und wir legten noch einmal für eine gemeinsame Pause vor dem Anlegers Rothenhusen an. Mit einem Kaffee oder einem Magnumeis belebten wir unsere Lebensgeister und besprachen die bevorstehende letzte Etappe. Der Ratzeburger See ist ein großes Gewässer und für seine Winde bekannt. Bei der Durchfahrt mussten wir mit Wellen rechnen. 

Mit wichtigen Informationen versorgt, ging es weiter und wir ruderten mit unseren Booten in den See. Wie angekündigt erfasste uns der Wind und die ersten Wellen schlugen sogleich gegen die Bootswände. Gelegentlich fand eine davon ihren Weg hinein und sorgte für eine ungewollte Erfrischung. Wir richteten unsere Boote so aus, dass wir möglichst davon verschont blieben. Zudem hatten wir besprochen, nahe am Westufer zu bleiben und in einem leichten Bogen sicher in Richtung Ratzeburg zu rudern. In Ufernähe waren wir dem Wind und den Wellen weniger stark ausgesetzt. So konnten wir uns unserem Ziel sicher nähern. Nach einer Weile tauchte entfernt vor uns, sich über die Stadt erhebend, der Dom von Ratzeburg auf. Er galt ab da als guter Orientierungspunkt und langsam kamen wir den Ufern der Stadt näher. Es stellte sich Frage, wo unsere Anlegestelle sein könnte. Aber da standen schon Jörg und Gisela vom Möllner Ruderclub an dem Anlegesteg und winkten uns zu. 

Die Ankunft in Ratzeburg am späten Nachmittag war fast schon ein wenig feierlich. Wir legten direkt am großen Steg der Ruderakademie an und freuten uns, dass wir die Seeüberfahrt so gut gemeistert hatten.

Mit vereinten Kräften zogen wir die Boote auf den Steg und beluden den am Vormittag von uns bereitgestellten Bootsanhänger. Jörg und Gisela leiteten uns an und halfen dabei selbst tatkräftig mit. Auch der provisorisch reparierte Bootsschaden am Vierer wurde in Augenschein genommen. Am Ende hatten wir alles aufgeladen und waren zur Abfahrt bereit. Nun teilten wir uns noch ein letztes Mal auf. So war vorgesehen, dass die „Sonntagsfahrer“ von Ratzeburg ihren Rückweg nach Hause antraten. Für die übrige Mannschaft war die Rückfahrt aufgrund eines geplanten Abstechers auf die Hamburger Alster erst für den nächsten Tag bestimmt. Sie fuhren daher zunächst mit Jörg und Gisela zum Abladen und Reinigen der Boote nach Mölln. Von dort ging es für eine letzte Nacht zurück ins Schullandheim Lankau.

Herzlich verabschiedeten wir uns am frühen Abend am Ratzeburger See voneinander. Wir hatten drei überaus erlebnisreiche Tage hinter uns. Mit einem letzten Blick auf den See machten wir uns auf den Heimweg. Für uns alle war es eine schöne und ereignisreiche Ruderwanderfahrt! eingesetztes-Bild.jpeg

Herzlichen Dank an alle Teilnehmende! Einen besonderen Dank für die sehr gute Organisation und die tolle Unterstützung durch die beiden Rudervereine in Lübeck und Mölln!